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La Strada trifft den Nerv von Graz

Europas Kulturschaffende sind es gewohnt, in großen Zeiträumen zu denken. Gewohnheiten und Haltungen verändern sich langsam. Manchmal aber trifft eine Idee genau den Nerv einer Stadt. So war das in Graz im Jahr 1998. Erstmals versammelten sich da in der Stadt Europas beste Straßen- und Figurentheaterensembles zu einem Festival. La Strada zeigte an 9 Tagen 11 Produktionen aus Spanien, Frankreich Belgien, Italien.

Die Stadt selbst als Bühne war ein für Österreich völlig neues Konzept. Sommertheater im Freien fand nur an ausgewiesenen Orten, in Schlosshöfen, Parks, Palastgärten statt. Einzig die Initiative „Kunst im öffentlichen Raum“ sorgte für skulpturale Gestaltung etwa im Umfeld öffentlicher Bauten.

Körpertheater, Cirque Nouveau, Puppenspiel, Figuren- und Objekttheater standen im Österreich des ausgehenden 20. Jahrhunderts weit außerhalb der künstlerischen Tradition. Das hat sich mittlerweile sehr gründlich geändert: Mussten im ersten Jahr von La Strada noch 100 Prozent der eingeladenen Produktionen zugekauft werden, entsteht heute ein Drittel bis die Hälfte der Festivalproduktionen vor Ort. Mit Unterstützung des europaweiten Netzwerks IN SITU waren mittlerweile 22 der in Graz entstandenen oder koproduzierten Stücke auf Festivals in ganz Europa erfolgreich.

Die Unmittelbarkeit künstlerischen Geschehens im öffentlichen Raum hat über die Jahre das Publikum und die KünstlerInnen angezogen. Seit Anfang an hat La Strada ein Netzwerk mit den Institutionen der Stadt aufgebaut. Die Zusammenarbeit ist mittlerweile bereits in mehreren aufsehenerregenden Kooperationen kulminiert: 2011 etwa stellten die öffentlichen Verkehrsbetriebe den zentralen Verkehrsknotenpunkt der Stadt eine volle Woche lang für künstlerische Interventionen zur Verfügung – diese erstreckten sich letztlich bis in Straßenbahnen und Busse. Auch dabei zeigt sich: La Strada trifft den Nerv der Stadt. Aber es verletzt ihn nicht.